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Gedanken zu Friedrich Naumann

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 02.09.2020, 16:26 Uhr
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Wien [ENA] Wie kommt ein evangelischer Pfarrer dazu sich für die liberale Politik zu begeistern? Passt das zusammen? Vielleicht, wenn man Friedrich Naumann ist und für die große Politik sehr viel Herz und Verständnis hat. Wer war er also? 1860 in Deutschland geboren, studierte er evangelische Theologie in Leipzig und Erlangen. 1886 war er Pfarrer in Langenberg und ab 1890 in der "Inneren Mission" in Frankfurt am Main tätig.

Weltabgewandt war er aber keineswegs. Ganz im Gegenteil, denn schon als Student war er Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei und 1896 gründete er den Nationalsozialen Verein. Die Annäherung an die Sozialdemokratie war ihm wichtig und eigentlich wollte er mit ihr gemeinsam ein linkes koalitionäres Gegengewicht zu den konservativ-klerikalen-agrarischen Kräften sein. Nichtsdestotrotz war er sehr beeinflusst von der Politik Kaiser Wilhelm II. von 1888 bis 1918, der er einiges abgewinnen konnte. Militarismus, Kolonialismus, Darwinismus oder Imperialismus sah er als notwendige Übeln, aber auch als Zukunftchancen für Deutschland. Friedrich Naumann hat auch viel geschrieben und gehört damit zu den großen Theoretikern des Liberalismus.

Sein Buch "Mitteleuropa" war nach dem Erscheinen 1915 weit verbreitet. In seiner Schrift "Das Blaue Buch vom Vaterland und Freiheit" kann man einen Einblick in sein Denken bekommen. Kompromisslos analysiert er den Feudalismus als "großes Geschäft" denn "Fürstenzusammenkünfte waren Börsen von Steuermöglichkeiten" und Untertanen waren dazu da um mehr Einnahmen zu haben. Nicht verleugnen kann Naumann, dass er Protestant ist. Denn auch 500 Jahre nach Luther ist ihm die Abgrenzung zum Katholizismus ein Anliegen, wenn er schreibt, "katholisches Menschenrecht heißt Schutz, das protestantische Menschenrecht heißt Freiheit."Aber losgelöst von den Fesseln des Konservatismus verliert sich sein Freiheitsbegriff in einem weltgeschichtlichen Traum.

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