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Ende der Globalisierung? - Ein Kommentar

Verantwortlicher Autor: Herbert Hopfgartner Salzburg, 14.06.2025, 11:32 Uhr
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Salzburg [ENA] Globalisierung kann als die zunehmende Vernetzung von wirtschaftlichen, technologischen, politischen und kulturellen Belangen zwischen Staaten und Gesellschaften verstanden werden. Als Folge dieser Entwicklung werden sowohl die umfassende Friedensstiftung, als auch die wachsende Unselbständigkeit einzelner Länder diskutiert. Vor- und Nachteile also. Eine (viel zu) kurze Besprechung:

Es ist eine turbulente Zeit: Donald Trump gefällt sich in der Rolle eines Autokraten. Fast täglich, so scheint es, überrascht er mit neuen Ankündigungen, die er – einige Stunden später – vielleicht auch wieder relativiert. Auf der Suche nach dem großen Deal steht für ihn der Gewinner schon vor dem Spiel fest. Vladimir Putin scheint auf ein friedliches Zusammenleben in Europa keinen großen Wert zu legen, wiewohl er sich in Russland als Retter und Sieger über das Böse sieht.

Demokratische Entscheidungsfindungen, eine funktionierende Gewaltenteilung bzw. Medienfreiheit und die Einhaltung von Menschenrechten sucht man in seinem „Reich“ vergeblich. Noch dazu verfolgen Indien und China eine zunehmend aggressive, protektionistische bzw. unilaterale Politik; in Bezug auf den Krieg in der Ukraine geben sich beide Staaten erstaunlich wortkarg. Ist das das Ende der Globalisierung?

- Prinzipiell klammern protektionistische Überlegungen die Anliegen und Forderungen anderer Länder aus. Internationale Vereinbarungen und Verträge werden in Frage gestellt oder aufgekündigt. - Nationalistische Parteien sehen die eigene vaterländische Identität gefährdet und schüren ein Bedürfnis nach einer politischen, ökonomischen und kulturellen Abschottung nach außen.

- Die Finanzkrise 2008, die wirtschaftlichen Brüche während der Covid-19-Pandemie und der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben das Vertrauen in eine funktionierende Weltwirtschaft (Stichwort: Lieferengpässe) nachhaltig erschüttert. - Der Wunsch nach Nachhaltigkeit („kurze Wege“, „naturnahe Erzeugung“, „Tierwohl“) führt ebenfalls zu einer Aufwertung regional verarbeiteter Produkte. Also Globalisierung ade!?

In der Theorie reduziert eine Deglobalisierung sowohl die Abhängigkeit von anderen Staaten oder globalen Konzernen als auch eine politische Erpressbarkeit in Bezug auf bestimmte Güter oder Rohstoffe. In der Praxis sind bestimmte Ressourcen (Arbeitskräfte, Produktionsstätten) aber im eigenen Land gar nicht verfügbar. Ein „Dual Sourcing“ könnte zumindest die Produktion von wichtigen Produkten (lebenswichtigen Arzneien, dringend benötigten Werkstoffen) im In- und Ausland miteinander verbinden. Überlegenswert wäre es auch, entscheidende Teile einer Produktion oder Lagerstätten in das eigene Land („Nearshoring“) zurückzuholen.

Ob allerdings die Konsumenten steigende Preise als Konsequenz einer Regionalisierung in Kauf nehmen, ist fraglich. Zumindest müsste man eine dynamische Preisgestaltung gut und aktiv kommunizieren. Das Prinzip eines „Friendshorings“ könnte für befreundete Länder oder Staaten mit übereinstimmenden Werten ein Modell sein: Man tauscht wichtige Produkte über längere Zeiträume und zu fairen Preisen. Damit könnten beide Partner langfristig planen.

Eine unüberlegte und überstürzte Deglobalisierung würde durch den Rückgang des Handels und mangelnde wirtschaftliche Effizienz mit Sicherheit zu einem Wohlstandsverlust führen Noch dazu wäre auch die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im eigenen Land stark gefährdet. Wollen wir das?

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