
Vollkommenheit als ein Anliegen der Metaphysik
Wien [ENA] Die Suche nach der Vollkommenheit war schon immer auch ein Anliegen der Metaphysik, denn in den unendlichen Räumen des Kosmos werden ja göttliche Wesen vermutet, deren Schaffenskraft das Universum überhaupt erst hervorgebracht haben soll. Dabei haben sich Interpretationsversuche zu religiösen Vorstellungen verdichtet, die über Jahrtausende zu festen, oft unantastbaren theologischen Wahrheiten geoffenbart wurden.
So setzt sich auch der deutsche Philosoph und Mathematiker G.W. Leibniz im 17.Jahrhundert mit dem Begriff der Vollkommenheit auseinander, in einer Zeit, als naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die Vollkommenheit eines von Gott geschaffenen Universums infrage stellten. Dabei ergab sich nämlich die Überlegung einiger Philosophen, die meinten, dass die Welt nicht von höchster Vollkommenheit sei, denn Gott hätte sie durchaus besser machen können. Leibniz bemühte sich in seiner Schrift "Metaphysische Abhandlung" diese Position zu widerlegen und beruft sich dabei auf die Heilige Schrift und auf Kirchenväter, die ja ausdrücklich die "Güte der Werke Gottes" versicherten. Daraus ergeben sich aber für den Logiker Leibniz neue Fragen.
Denn dass die Welt gut sei, aber eben nicht vollkommen, wie neue und moderne Interpretationen seiner Zeit behaupteten, würde auch bedeuten, dass Ihr Erschaffer, also Gott, nicht absolut lobenswert wäre, meint Leibniz. Er sieht deshalb auch keinen Grund anzunehmen, dass die Welt eigentlich besser gemacht hätte werden können und lehnt das Argument der "geheimnisvollen Gründe des Verhalten Gottes" dezidiert ab. Auch wenn sich dabei die Frage stellte, ob sich die Freiheit Gottes nicht auch darin äußern könnte, das Unvollkommene zuzulassen. Leibniz sieht das ganz anders, denn für ihn besteht die höchste Freiheit Gottes darin, der "höchsten Vernuft gemäß in Vollkommenheit zu handeln."