Reinhard Bingener & Markus Wehner "Die Moskau-Connection"
Wien [ENA] Das Buch der deutschen Journalisten Reinhard Bingener und Markus Wehner "Die Moskau-Connection. Das Schröder-Netzwerk und Deutschlands Weg in die Abhängigkeit" liest sich stellenweise wie ein Kriminalroman, in dem finstere Typen die Politik dazu verwenden, ungehemmt Macht und Reichtum anzuhäufen. Diese Leseweise passt natürlich nicht wirklich, denn die Autoren beschreiben eigentlich nur die übliche Form der Politik.
Dass auch politische Karrieren in diesen Sog der Maximierung von Selbstwertgefühl und Gestaltungswillen um jeden Preis gefangen sind, zeigt durchaus auch die Erfolgsgeschichte eines Gerhard Schröders, der mit Hilfe seiner SPD-Zugehörigkeit ein Imperium an politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen aufgebaut hatte, dass ihm letztendlich auch dazu verhalf Bundeskanzler zu werden. Die Autoren sehen aber gerade in dieser Politik den Fehler der deutschen Energie- und Außenpolitik, die sich mit großer Naivität dem Herrschaftssystem Putins angebiedert hatte. Auch negieren sie die Aussage, "Putin habe alle getäuscht", denn in den deutschen Medien herrscht überhaupt kein Mangel an fundierter Berichterstattung zur Russland- und Energiepolitik.
Wichtig in dem Zusammenhang ist sicherlich auch das Kapitel 3, das die Geschichte der Entspannungspolitik als sozial-demokratischen Mythos entlarven möchte, der für Schröders Russlandpolitik konstruiert wurde und in der deutschen Öffentlichkeit noch immer präsent ist. Das Kapitel 2 widmet sich Putin und seinem Geheimdienst an der Macht, der Energie als Waffe einsetzt und vor keinem grausamen Krieg zurückscheut. Die Illusionen einer Partnerschaft werden im Kapitel 5 thematisiert, in dem nicht nur Putins "Operation Schröder", sondern auch Merkel und die Moskau-Liebe der Union zur Sprache kommen. Die Darstellungen umfassen die Zeit von 1998 bis 2022, also von der Wahl Gerhard Schröders zum Kanzler bis zum russischen Angriff auf die Ukraine.